Slapstick und Neurologie: Anna Smolar inszeniert „Hungry Ghosts“ an den Münchner Kammerspielen. Theater
Diese Kombination muss man sich erst einmal ausdenken: Die polnisch-französische Regisseurin Anna Smolar verknüpft an den Münchner Kammerspielen Louis de Funès mit Neurologie, also Slapstick mit Naturwissenschaft, Irrsinn mit Härte."Hungry Ghosts" heißt der Abend, den Titel fand Smolar in einem Buch des Psychologen Gabor Mate, der mit den"hungrigen Geistern" Menschen mit einem großen emotionalen Bedürfnis meint.
Dass Figuren auf der Bühne von Geistern heimgesucht werden, ist ein Topos des japanischen Nō-Theaters. Aber anders als dort oder etwa bei Shakespeare geht es Smolar nicht um Mythos oder Schuld, es geht um einen rein neurologischen Mechanismus, den man anerkennen muss, um damit umgehen zu können. Marcinóws Erzählung, die hier mit hoher Intensität von Fritzen und Kuljić auf Serbisch erzählt wird, handelt vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien.
Jede Figur hat hier ihre Geschichte, nicht alle sind interessant, die Theaterfarce zerbröselt, kehrt aber zurück in Gestalt von Lucy Wilke, die als Theaterautorin mit größter Grandezza dem Regisseur erklärt, dass er nichts kapiert. Es ist ein grundsätzlich von musikalisch Hochbegabten gestalteter Abend, an dem schließlich alle ihre Geister loswerden und tanzen.